"Bessere Nutzung von Umweltenergie durch bessere thermische Ankopplung"

Zukunfts-Dialog: Gastbeitrag und Interview mit Prof. Dr. Mathias Fraaß

Professor Fraaß, Sie haben bereits zu vielen Themen rund um die Kapillarrohrtechnik geforscht. Wie sind Sie das erste Mal mit der Kapillarrohrmatte in Berührung gekommen?

Das war 1991 als Student der Gebäudetechnik an der TU. Ich habe den Erfinder der Kapillarrohrmatte, Herrn Donald Herbst kennengelernt, erste Auftragsarbeiten für ihn übernommen und Artikel veröffentlicht.

Und seitdem hat Sie die Kapillarrohrtechnik nicht wieder losgelassen?

Nein, vor meiner Tätigkeit an der Beuth Hochschule hatte ich als selbständiger Ingenieur mit Kapillarrohrmatten weiter zu tun, unter anderem in einem der ersten Energiesparhäuser, Lützowufer 2. Und auch jetzt, in unserer Planungsgemeinschaft, sind Kapillarrohrmatten ein zentrales Thema, ebenso in den Forschungsvorhaben an der Hochschule.

Mit welchem Thema beschäftigen Sie sich zurzeit?

Seit 2011 forschen wir zu COP 100, bei dem es darum geht, wie man mithilfe besserer thermischer Ankopplung Umweltenergie im großen Umfang nutzen kann.

Dazu haben Sie uns einen interessanten Artikel geschrieben. Stellen Sie ihn uns bitte kurz vor.

Was wir heute brauchen, um maximal Umweltenergie nutzen zu können sind drei Dinge: 1. gute Aufnahmeflächen, um Energie zu bekommen, also gute Kollektoren, 2. ein geringer Bedarf, um die Umweltenergie effektiv nutzen zu können, 3. eine gute thermische Ankopplung der Heizung bzw. Kühlung an das Gebäude selbst. Nur so können bereits bei geringen Temperaturen hohe Wärmeströme übergeben werden.
Hier unterscheiden wir konventionelle Systeme, die ständig darauf angewiesen sind, von einem Heizaggregat angetrieben zu werden, zum Beispiel einer Wärmepumpe. Und wir haben Systeme mit einer guten thermischen Ankopplung wie die Kapillarrohrmatten, die weitgehend über Umweltenergie betrieben werden können und Aggregate nur in Spitzenzeiten benötigen.
Weiterer wichtiger Punkt dabei sind die Speicher. Mit Kapillarrohrmatten kann ein Speicher bis auf 30°C entladen, statt auf 45°C mit konventionellen Heizsystemen. Mit dem gleichen Speicher können wir also mehr Energie nutzbar machen, wenn die Vorlauftemperaturen geringer sind.

Wohin geht Ihrer Meinung nach die Haustechnik der Zukunft?

Zurzeit verwenden wir 30% der Primärenergie allein zum Heizen, Tendenz steigend. Der Anteil von Umweltenergie beträgt nur 2-5%, den Rest müssen wir heute noch über Verfeuerung bereitstellen. Da müssen wir ran. Es geht darum, in anderem Maße Umweltenergie zu nutzen. Das hat wie erläutert mit Speichern zu tun. Es geht aber auch darum, die Nacht in den Tag zu tragen, also Nachtkälte auch tags zu nutzen (z.B. in der Bauteilkühlung) oder die Wärme des Sommers im Winter nutzbar zu machen. Das ist die größte technische Herausforderung, also die Erforschung von Langzeitspeichern. Dafür sind Systeme mit niedrigen Vorlauftemperaturen und geringen Verlusten wichtig. Entscheidendes Bauteil ist also auch hier wieder die Kapillarrohrmatte mit ihrer besonders guten thermischen Ankopplung.

Herzlichen Dank für das Interview.

(Das Interview führte Senta Wuttke)


Zur Person:

Prof. Dr. Mathias Fraaß ist Professor für Gebäudeautomation und Facility Management an der Beuth Hochschule für Technik Berlin und Gründungsmitglied der WOF-Planungsgemeinschaft

 

Artikel-Download

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