"Kapillarrohrmatten ohne Systemtrennung? Brandgefährlich!"

Zukunfts-Dialog: Gastbeitrag von Christoph Rosinski

Im Gastbeitrag von Martin Sandler, „Zuverlässiger Betrieb von Kapillarrohrmatten – auch ohne Systemtrennung“, in der Ausgabe Sommer 2014 wurden folgende Aussagen über Korrosionsschutz in Verbindung mit Kapillarrohrsystemen getroffen:

  • Mit der VDI 2035 sei „alles geregelt“
  • Kapillarrohrsysteme könnten ohne Systemtrennung errichtet werden
  • Systemtrennungen führten zu Effizienzverlusten
  • Mikroblasenabscheider und Schlammabscheider mit Magnetsystem seien hilfreich gegen Korrosion
  • Anlagenfüllung mit reinem VE-Wasser, Leitungswasser und Inhibitoren und der Einbau eines externen Aufbereitungsgeräts zum Konditionieren schützten vor Korrosion.

Die VDI 2035 regelt die Befüllung von „klassischen“ Heizungssystemen. Insbesondere zielt sie auf den Schutz der Erzeugereinheiten, moderne Brennwertkessel, mit ihren hocheffizienten, jedoch sensibel auf Verkalkung reagierenden Wärmeübertragern. Für die Bewertung der Korrosionsproblematik eines Sauerstoff offenen Systems wie ein Kapillarrohrsystem ist die VDI 2035 jedoch ungeeignet.

Kapillarrohrsysteme können zwar ohne Systemtrennung errichtet werden, jedoch muss dabei darauf geachtet werden, dass alle verwendeten Materialien korrosionsfrei sind. Wärmeübertrager von Wärmepumpen und Kältemaschinen sind in der Regel aus korrosionsfreiem Material gefertigt, das Versorgungssystem kann ebenso aus korrosionsfreien Komponenten errichtet werden. So lassen sich auch Großanlagen problemlos in Hinsicht auf Korrosion bauen.

Eine Systemtrennung führt nicht zwangsläufig zu einem Effizienzverlust. Eine Systemtrennung zwischen einem konventionellen Gas- oder Öl-kessel führt nicht zu Effizienzverlust, da die Systemtemperaturen der Heizungserzeugung selbst bei 100% Brennwertausnutzung weit über den Systemtemperaturen des Kapillarrohrsystems liegen. Bei einer Nutzung von Wärmepumpen, die als Wärmeerzeuger in modernen Heizsystemen immer zu empfehlen sind, wird eine Systemtrennung nicht notwendig.

Mikroblasenabscheider können zwar Mikroblasen in einem hydraulischen System abscheiden, sind aber völlig ungeeignet, um im Wasser gelösten Sauerstoff abzuscheiden, der letztlich zu den Korrosionsschäden führt. Werden Schlammabscheider notwendig, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Die Schlammabscheider entnehmen dem System die Korrosionsabbauprodukte. Leider sind mit der Zeit dann die Komponenten, die eigentlich geschützt werden sollten, abgebaut und ausgeschieden.

Die Maßnahme, Anlagen mit reinem VE-Wasser zu befüllen, ist sicherlich geeignet, Hochleistungswärmeübertrager aus Aluminium von Brennwertkesseln zu sichern, nicht jedoch, um vor Korrosionsproblemen im Anlagensystem zu schützen.

Anlagen mit Leitungswasser und Inhibitoren zu füllen, kann eine Maßnahme sein, Korrosion zu verhindern. Jedoch sichert diese Strategie die Anlagentechnik nicht vor späteren Befüllungen des Nutzers aus Unkenntnis mit Wasser z.B. bei Neubefüllungen nach Reparaturarbeiten.
Der Einbau von externen Aufbereitungsgeräten zum Konditionieren wird den Aufwand einer Systemtrennung übersteigen. Außerdem bleibt das Risiko der Systemzerstörung durch Korrosion bei Systemausfall des Aufbereitungsgerätes bestehen.

Als Planer und Anlagenbauer sollten wir uns in der Pflicht sehen, dem Nutzer hocheffiziente, jedoch risikoarme Anlagensysteme zu errichten. Das Kapillarrohrsystem kann dazu einen großen Beitrag leisten, wir sollten jedoch vermeidbare Risiken dabei ausschließen.

Autor:

Dipl.-Ing. Christoph Rosinski, Geschäftsführer GEFGA, www.gefga.de;
Diplomingenieur für Versorgungstechnik, Spezialist für regenerative Energieversorgung mit Niedertemperatursystemen